Durch die lang anhaltenden Niederschläge der letzten Tage im Tessin, schien unser Vorhaben mit der Ausbildung im Flusstauchen, anfänglich wortwörtlich ‘ins Wasser zu fallen‘. Bereits eine Woche vor unserem Ausbildungswochenende wurden vermehrt die Daten der Wassermengen in der Verzasca kontrolliert. Zu unserer Freude ging die Wassermenge mit jedem Tag mehr zurück und die Fliessgeschwindigkeit wurde etwas geringer. Unser Ausbildungswochenende konnte also, wie geplant, stattfinden.
Am Freitagmorgen ging es los, ab ins Tessin. Im Wissen, dass die Verzasca noch zuviel Wasser mitführt, entschieden wir, aus Sicherheitsgründen unseren ersten Tauchgang im Lago Maggiore, Gamborogno Sub durchzuführen. Unser Plan, sämtliche Sehenswürdigkeiten in verschiedenen Tiefen anzutauchen, scheiterte kläglich. Durch die starken Regenfälle war die Sichtweite teilweise so eingeschränkt, dass man den eigenen Buddy, hätte man ihn nicht direkt angeleuchtet, nicht sehen konnte. Für die Einen oder Anderen könnte man es auch als Stressbewältigung unter Wasser gelten lassen. Nach einer kurzen Stärkung und im Wissen, dass die Wassermengen in der Verzasca kontinuierlich retour gingen, fuhren wir an ausgesuchte betauchbare Stellen, um uns zu vergewissern und erfreuten uns, an der, wie es schien, guten Sicht in der Verzasca. Die Fliessgeschwindigkeit durfte allerdings trotzdem nicht unterschätzt werden und so entschlossen wir uns, nach zweifacher Seilsicherung, das Amslerbecken/ Pozzo della Misura zu betauchen. Die Sichtverhältnisse waren im Gegensatz zum Lago Maggiore um ein vielfaches besser und nun galt es, die richtige Tauch-/ Atmungstechnik für das ‘gegen die Flussrichtung tauchen‘, herauszufinden. Am darauffolgenden Tag und nach Begutachtung weiterer Tauchspots entschieden wir uns, aus Sicherheitsgründen, nochmals zwei Tauchgänge im Amslerbecken durchzuführen. Allem voran war es wichtig, wie wir die Gefahr, die Fliessgeschwindigkeit, die Strömung abschätzen könnten. War ein Zugang, ein Einstieg bei glitschigem Gestein überhaupt gefahrlos möglich? Und wenn ja, wie? Sicherheit ist alles! Vor allem in der Verzasca, die praktisch jedes Jahr tödliche Unfälle verzeichnen muss. Und weil es der Wettergott am darauffolgenden Tag sehr gut mit uns meinte und uns auch noch mit Sonnenschein bescherte, entschieden wir uns zur Erfahrungserweiterung für die Römerbrücke/ Ponte Dei Salti. Schon in Anbetracht, dass der Weg zum Wasser, wir in voller Ausrüstung und dem Tauchequipment auf dem Rücken, über Stock und rutschiges Gestein führte, brannte die Sonne unweigerlich auf uns nieder. Nach dieser körperlichen Anstrengung lächzte der Körper nur noch nach einer Abkühlung. Aber auch hier ging der Sicherheitsaspekt vor – eine Seilsicherung wurde angebracht, die dann für den Ausstieg sehr dienlich war. Ein erlebnis- und lehrreicher Tag ging zu Ende und der letzte Tag unserer Ausbildung brach an.
Nach dem Frühstück und reisefertig für die Rückreise, entschieden wir, das Wochenende mit einem Tauchgang in der Maggia abzuschliessen. Eine sehr gute Entscheidung, wie sich später herausstellte. Der Tauchspot Ponte Brolla war bis zu unserem Erscheinen menschenleer und somit durften wir uns auf beste Sichtverhältnisse unter Wasser freuen. Die Sicht war hervorragend, die Steinformationen mit ihren Höhlen – ein besonderes Erlebnis und die Prachtexemplare von Fischen – ein unvergesslicher Abschlusstauchgang! Abschliessend kann man sagen, dass jeder Fluss seine eigenen Gefahren birgt, jeder ein anderes Strömungsverhalten aufweist, jeder eine andere Unterwasserwelt aufzeigt und jeder in seiner Art einzigartig aber nicht zu unterschätzen ist, auch wenn er noch so klar und ruhig erscheint.

Vielen Dank an alle Teilnehmer für ihren vorbildlichen Einsatz, ihr Engagement und ihre Hilfsbereitschaft, die unser Ausbildungswochenende lehrreich und spannend zugleich gestaltet haben.